Die Collection Regard bringt die Fotografien von Anno Wilms (1935-2016) in Erinnerung, deren Interesse gesellschaftlichen Randgruppen, Minderheiten und dem Theater galt.
Anno Wilms war eine unglaublich produktive Fotografin, die ihren Nachlass – etwa 40.000 Abzüge und über 6.000 Negativfilme – kurz vor ihrem Tod in die nach ihr benannte Stiftung überführte. Seit Anfang der 1960er Jahre machte sie in ihrer Heimatstadt Berlin und überall auf der Welt schwarzweiße Momentaufnahmen und Milieustudien, die sich durch ungewöhnliche Perspektiven und Ausschnitte, starke Kontraste und raffinierte Belichtung auszeichnen. Im Mittelpunkt ihres Interesses standen Menschen, die als ethnische Minderheiten oder aus Armut gezwungen waren, an den Rändern der Gesellschaft zu leben: Roma in Istanbul, Clochards in Paris, Beduinen in Israel, Müllsammler in Kairo und andere, die durch die herrschenden Umstände, manchmal aus eigenem Entschluss oder wegen des angeblich von der Norm abweichenden Aussehens und Verhaltens zu Außenseitern wurden. Besonders fasziniert war Anno Wilms vom Theater, von Lindsay Kemp und seiner Company, den West-Berliner Travestie-Cabarets Chez Nous, Chez Romy Haag und Lützower Lampe, deren Schauspieler und Tänzer sie auf und hinter der Bühne aufgenommen hat. Ihre sensiblen Porträts sind ein Versuch, die faktische und angestrebte Identität an der Grenze zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Glamour und Groteske, Verhüllung und Enthüllung zu ergründen. Jetzt zeigt die Collection Regard eine kleine Retrospektive der bisher nur wenigen bekannten Künstlerin, in der unter dem Titel »Identität und Kontrast« ihre 61 Schwarz-Weiß Fotografien aus den Jahren 1961-1987 gezeigt werden.
Lesen Sie die ganze Ausstellungsbesprechung von Urszula Usakowska-Wolff auf art-in-berlin.de >>>
Text & Fotos © Urszula Usakowska-Wolff
Anno Wilms
Identität und Kontrast
bis 17. April 2020
Kurator: Marc Barbey
Collection Regard
Steinstraße 12, 10119 Berlin
Eintritt frei
www.collectionregard.de
Die Ausstellung kann bis 17.April 2020 jeden Freitag zwischen 14 und 18 Uhr (außer an Feiertagen) sowie nach Terminvereinbarung besichtigt werden. Der Ausstellungskatalog mit einem Essay von Klaus Honnef kostet 19,90 Euro.
Auf der Website der Stiftung Anno Wilms gibt es eine umfangreiche Dokumentation des Gesamtwerks der Künstlerin:
http://stiftung-anno-wilms.com/