Ernas Welt, die stets begeistert & in Bann hält
Ernas Welt, die stets begeistert & in Bann hält

Ernas Welt, die stets begeistert & in Bann hält

Das Leben geht schnell vorbei, das Schreiben dauert etwas länger: Vor drei Wochen fuhr ich nach Warschau, um in der Galerie Szydłowski über meine Freundschaft mit der Künstlerin und Lyrikerin Erna Rosenstein (1913–2004) zu erzählen. Der Anlass war die Doppelausstellung »Chloe Piene & Erna Rosenstein: All Sin Is Murder Even As All Life Is War«, die für Samstag, den 11. Januar 2025 geplant war. Das Wetter war scheußlich, ein Schmuddelwetter mit Schneeregen und heftigem Wind. Auf den Straßen lag nasser Schnee, der zum Glück schnell taute und sich in tiefe Pfützen verwandelte. Es war eine schon fast heldenhafte Tat, die warme Wohnung zu verlassen …

Was für eine Überraschung, dass sich in der kleinen Warschauer Galerie so viele Menschen einfanden, um zusammen mit mir und Stefan Szydłowski in Erinnerungen an Erna zu schwelgen, über Anekdoten aus ihrem Leben zu schmunzeln und ihren Gedichten zu lauschen, die im polnischen Original von Inga Grześczak und auf Deutsch von mir aus der Anthologie »Erna Rosenstein. Meine Nacht wird hier sein und mein Tag«, die ich in Zusammenarbeit mit meinem Mann Manfred Wolff bereits 1996 übersetzt und sie im saarländischen Verlag Gollenstein veröffentlicht habe. Es war ein langer Nachmittag und Abend, an dem es auch Gelegenheit gab, mit der in Warschau wohnenden US-Amerikanerin Chloe Piene, einer begnadeten Zeichnerin und Bildhauerin, über ihre Faszination für Erna zu sprechen.

Die Afterparty verlagerte sich in eine benachbarte Pizzeria, wo noch lange ausgelassen gefeiert, gescherzt und gelacht wurde. Durchdrungen von Ernas Geist, einer außergewöhnlichen Frau, Künstlerin und Dichterin, deren Werk nicht altert, stets begeistert, beflügelt und in Bann hält.