Raum für neues Erleben: »Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler«
Raum für neues Erleben: »Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler«

Raum für neues Erleben: »Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler«

Ernst-Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Max Pechstein, Otto Mueller, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff bauten die zu den Bildern passenden Rahmen selbst. Das zeigt jetzt eine Ausstellung im Brücke-Museum Berlin.

Wir kennen so viele Bilder. Wir haben sie in Museen und Galerien, in Büchern und im Internet als Abbildungen gesehen. Ihre Stile, ihre Motive, ihre Farben sind uns fest im Gedächtnis. Doch was wissen wir über ihre Rahmen? Da fallen uns vielleicht die schwulstigen pseudobarocken Konstrukte ein, die mit ihrem Blattgoldauftrag glänzen und den Wert eines Bildes demonstrieren sollen. Die sind uns aus vorigen Jahrhunderten überkommen. Zeitgenössische Kunst begegnet uns sehr oft in Notrahmung – schmale Hölzer an den Keilrahmen geheftet. Aber erinnern wir uns noch an den Rahmen eines bestimmten Bildes?

Blick in die Ausstellung "Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler". Foto: Urszula Usakowska-Wolff
Blick in die Ausstellung „Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler“. Foto: Urszula Usakowska-Wolff

Diesem Manko der kunstgeschichtlichen Betrachtung tritt nun das Brücke-Museum in Berlin mit seiner Ausstellung »Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler« entgegen. Zahlreiche Arbeiten der Brücke-Künstler aus eigenen Beständen, des Buchheim-Museums Bernried und anderer internationaler Leihgeber geben einen Einblick in die Überlegungen der Künstler Ernst-Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Emil Nolde, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff zum Thema Rahmen. Das Museum setzt damit die Forschungsarbeit des Münchner Rahmenmachers Werner Murrer fort. Das war bislang nicht das Steckenpferd der Kunsthistoriker, eröffnet ihnen aber ein neues und interessantes Feld.

Die Brücke-Maler wollten ja nicht nur eine Alternative zum akademischen Kunstbetrieb schaffen. Sie wollten auch die Kluft zwischen Kunst und Leben schließen, die neue Kunst sollte sich auch im neuen Leben manifestieren. Dazu diente ihnen der Rahmen als Verbindung zwischen dem Bild und dem Raum, in dem es präsentiert wird. Im Rahmen glitt die Farbpalette des Bildes über die Bildfläche hinaus in den Ausstellungsraum. Die Künstler bauten den zum Bild passenden Rahmen selbst – bis zu zehn Zentimeter breite Flachrahmen, Rundstabrahmen und solche, die sie mit ornamentaler Schnitzerei dem Bildgegenstand anpassen. Die Farbe wurde wie im Bild mit kräftigem Strich und breitem Pinsel aufgetragen.

Ausstellungsansicht mit Ernst Ludwig Kircher, Geiger Häusermann, 1927. Foto: Urszula Usakowska-Wolff
Ausstellungsansicht mit Ernst Ludwig Kircher, Geiger Häusermann, 1927. Foto: Urszula Usakowska-Wolff

Das musste alles stimmen, und, wie Kirchner in einem Brief an einen Mäzen schrieb, auch zur Wohnung passen. Die Kunst der Brücke-Maler sollte nicht nur ihr Leben in neue Bahnen lenken, sondern auch das der Käufer ihrer Bilder. Ihre Kunst, die für Kritiker der Entstehungszeit aus dem Rahmen fiel, schafft mit den Rahmen auch den Raum für ein neues Erleben. Das spürt auch der Besucher der Ausstellung, wenn er Bilder, die ihm sonst schon vertraut schienen, mit der Perspektive auf die Rahmen neu entdeckt.

Text © Manfred Wolff
Fotos © Urszula Usakowska-Wolff

Unzertrennlich. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler
Eine Ausstellung des Brücke-Museums
16. November 2019 bis 15. März 2020
Öffnungszeiten Mi bis Mo 11-17 Uhr, dienstags geschlossen
Bussardsteig 9, 14195 Berlin
www.bruecke-museum.de